© Schützengilde Wolfhagen 1377 e.V.
Version 2018.1.9
Copyright © 2018 SGi Wolfhagen
J U G E N D
Vereinsjugend trifft sich zum Bildungswochenende auf dem Sensenstein bei Kassel
Seminarbericht von Manfred Damme (damals Jugendleiter der SGi)
Amoklauf, Ego-Shooter, Jugendliche und Sportschützen.
Von
den
Medien
werden
diese
Schlagworte
zum
Teil
in
einen
direkten
Zusammenhang gestellt und durch Internet, TV und Presse aufgegriffen.
Medien machen Meinung – aber stimmt das alles, was publiziert wird?
Zur Vorgeschichte:
Verschiedene
Beiträge
im
TV
und
eigene
Recherche
im
Internet
zum
Thema
Sportschützen
und
der
Amoklauf
von
Winnenden.
Diskussion
mit
dem
Jugendlichen im Verein.
Rückmeldung
der
Jugendlichen:
„Winnenden
wurde
in
der
Schule
mit
ihnen
nur
ansatzweise thematisiert.“ Es bleiben viele Fragen offen.
Vortrag
bei
der
Stadt
Kassel
am
16.09.2010
zum
Thema
„Amok“
–
für
mich
als
Trainer
und
Betreuer
der
Anlass,
in
dieser
Richtung
etwas
zu
organisieren
–
am
besten mit „meinen Kids“.
Anfrage
an
das
JBW
–
der
Sensenstein
kann
gebucht
werden.
Angebot
„Blinder
Fleck“
–
frei
wählbares
Thema.
Schwierig
gestaltet
sich
die
Suche
nach
einem
passenden
Referenten.
Anfrage
an
das
Polizeipräsidium
Nordhessen
–
Jugendkoordinator.
Dort
setzt
man
den
Schwerpunkt
auf
die
Schulprävention.
Vereinsbetreuer zählen nicht zur vorrangigen Zielgruppe.
Weitere
Telefonate
mit
dem
JBW
bringen
den
Kontakt
zu
Philipp
Theis
von
der
Diakonie
Kassel.
Ja,
das
könnte
gehen
–
ein
Seminar
mit
den
Schützen
ist
auch
für
ihn
ein
Novum.
Meine
Jugendlichen
sind
sofort
interessiert
–
tolle
Sache
-
wir
machen
mit.
Terminbestätigung
durch
das
JBW
für
Mitte
Mai
2011
–
die
Sache steht.
Das waren die Einstiegsfragen in unser Seminar:
•
Wie
stehen
die
Vereine,
ihre
Jugendleiter
aber
vor
allem
die
Jugendlichen
selbst zu diesen Themen?
•
Wie sehen die Jugendlichen ihren Sport, ihren Verein und ihren Trainer?
•
Welche Bedeutung haben Computerspiele für unsere Jugendlichen?
Als
Jugendleiter
habe
ich
mich
nach
dem
gravierenden
Ereignis
von
Winnenden
gefragt,
ob
so
etwas
auch
bei
uns
passieren
kann.
Wie
gut
kenne
ich
denn
meine
Kids?
Von
den
heutigen
PC-Spielen
habe
ich
gar
keine
Ahnung.
Die
haben
aber
fast
alle
auf
ihrem
Rechner.
Wie
gestalten
wir
für
unseren
Verein
die Pressearbeit und die Präsentation unserer Internetseite?
Wir
diskutieren
über
verschiedene
TV-Beiträge,
die
über
die
Sportschützen
gesendet
wurden.
Ich
stelle
den
Presseartikel
der
„Zeit“
vor.
Wir
stellen
fest,
dass
in
vielen
Beiträgen
die
rein
sportlich
orientierten
Schützen
gar
nicht
auftauchen.
Es
geht
um
IPSC-Schießen,
um
Traditionsschützen,
die
nicht
wie
wir
an
Wettkämpfen
und
Meisterschaften
nach
der
Sportordnung
des
DSB
teilnehmen.
Alles
wird
in
einen
Topf
geschmissen,
keine
Differenzierung.
Wir
schießen
mit
Schießhose,
Schießjacke,
Augenblende
und
Knierolle.
Wir
haben
strenge
Regeln:
Standaufsicht,
Schießzeit,
Kommandos
zum
Laden
und
Ablegen
der
Pistole.
Wir
ballern
nicht,
wir
trainieren,
Schießen
ist
unser
Sport
Wir
verwenden
das
Wort
„Sportgerät“
statt
„Waffe“.
Aber
das
wird
nicht
gesendet, das steht nicht im Presseartikel.
Ein
Pressereporter
arbeitete
3
Monate,
Zitat:
„undercover“,
in
einem
Verein
in
Norddeutschland. Muss ein gefährlicher Verein sein.
Unser
Vereinshaus
ist
immer
offen,
man
kann
sich
alles
anschauen
und
bekommt
zuerst
die
Regeln
erklärt.
Die
Jugendlichen
berichten
über
ihre
ersten
Trainingseinheiten:
Erst
mal
Theorie,
dann
Trockentraining,
dann
erstes
Schießen
–
aufgelegt
mit
dem
Luftgewehr
–
nicht
gleich
die
„große
Wumme“.
Es wird nicht literweise Schnaps gesoffen und dann geballert.
Fazit
:
Wir
werden
nicht
als
Sportausübende
dargestellt,
wir
sind
Freaks,
Waffennarren,
Ballertypen.
Kein
Wort
von
mentalen
Fähigkeiten,
Konzentration,
Selbstbeherrschung,
Feinmotorik,
Ausdauer
und
Geduld.
Warum
steht
seit
über
2
Monaten
nichts
mehr
in
der
lokalen
Presse,
obwohl
der
Kreispressewart
reihenweise Artikel abgeliefert hat? Haben die was gegen uns?
Die
Jugendlichen
stehen
zu
ihrem
Sport,
ihrem
Verein
und
ihrem
Trainer
–
und
sind selbstbewusst genug, diese Meinung auch zu äußern.
Wir
haben
erst
mal
Muskelkater.
Freitagabend
2
Stunden
Hallenfußball
–
und
der
Jugendleiter
mit
seinen
45
Jahren
hat
mitgebolzt.
Philipp
Theis
kommt
–
Donnerstagabend
im
Fernsehen
(Hessenschau)
–
und
heute
live
auf
dem
Sensenstein.
Er
hat
2
Rechner
mitgebracht
und
so
ziemlich
alles
dabei,
was
das
Spielerherz
höher
schlagen
lässt.
Lockerer
Typ,
hat
aber
echt
Ahnung
von
der
Materie.
Setzt
sich
auch
kritisch
mit
der
Mediendarstellung
der
„Killerspiele“
auseinander.
Macht
sein
erstes
Seminar
mit
Schützen
–
face
to
face
mit
den
„Verrückten“.
Liefert
eine
gute
Übersicht
über
die
Geschichte
von
PC-Spielen,
hat
sich
mit
psychologischen
Auswertungen
und
wissenschaftlichen
Untersuchungen über Spielsucht und Wirkung von PC-Spielen befasst.
Lebhafte
Diskussion
mit
den
Kids,
wer
spielt
was,
warum
und
wie
oft
?
Welche
Spiele
sind
beliebt,
welche
Szenarien
und
Spielertypen
sind
verpönt?
Wie
unterscheiden
die
Kids
zwischen
dem
PC-Spiel
und
dem
realen
Sport?
Wann
sollten
sich
Eltern
Sorgen
um
den
Spielkonsum
ihrer
Kinder
machen?
Er
erklärt
uns
die
PC-Natives
und
die
PC-Immigrates.
Okay,
der
Jugendleiter
ist
kein
Native, der versteht bei den Levels und Spielermodi nur Bahnhof.
Ran
an
die
Geräte,
jetzt
kommt
die
Praxis.
„Betreutes
Spielen“
für
die
älteren
=
Jugendleiter
-
haha.
Die
Kids
laden
das
Spiel
hoch,
klick
hier
und
da
–
Optionen
einstellen,
Szenario
auswählen
usw.
Ich
teste
“Call
of
Duty
2.
Weltkrieg“.
Tastaturkombinationen
für
die
Bewegungen,
Mausklicks
zum
Feuern.
Rechte
und
linke
Hand
im
Dauerbetrieb.
Die
Kids
schauen
mir
über
die
Schulter
und
geben
Tipps.
Immer
wieder
schauen,
wo
ist
der
nächste
Gegner?
Feuern,
weiterlaufen,
in
Deckung
gehen,
wo
sind
die
eigenen
Leute?
Was
für
ein
Stress,
geht
mir
alles
viel
zu
schnell.
Ich
komme
nicht
hinterher.
Nee,
ich
bin
zu
alt
für
so was.
Dann
online
spielen!
WOW
=
World
of
Warcraft.
Ich
muss
erst
mal
den
Charakter
meiner
Spielerfigur
kreieren.
Nach
10
Minuten
bin
ich
„magicmannix“.
Dann
in
die
Spielszene
rein.
Tolle
Landschaft,
wie
im
12.
Jahrhundert.
Muss
eine
andere
Figur
finden,
die
mir
meine
nächste
Aufgabe
erklären
wird.
Laufe
ziemlich
planlos
durch
die
Spielszene.
Aha,
da
ist
der
weise
Mann.
Der
erzählt
mir
was
von
einer
Schlacht
von
vor
hundert
Jahren
und
ich
soll
jetzt
den
Bösewicht
finden
und
bekämpfen.
Kein
Gemetzel,
kein
Blutbad,
wieder
in
der
Gegend
rumsuchen.
Nee,
das
ist
auch
nix
für
mich.
Aber
WOW
und
Killerspiel
?
–
Keine
Spur.
Aber
die
Presse
hat
das
Spiel
verteufelt.
Soviel
zur
medialen
Darstellung
und
der
Realität.
Die
Kids
spielen
im
Mehrplayer-Modus,
miteinander
und
gegeneinander.
Teamplay
und
Taktik
sind
gefragt.
Wer
steht
wo
und
wer
geht
wohin.
Oberstes
Ziel:
Sich
absprechen,
sauber
spielen
und
mit
dem
Team
die
Mission
erfüllen.
Nicht
einfach
sinnlos
drauflos spielen.
Fazit
:
Ein
echt
interessanter
Tag
für
alle
-
jung
und
alt.
Keiner
ist
aggressiv
geworden,
auch
beim
PC-Spiel
ist
Disziplin
und
vor
allem
Konzentration
gefragt.
Am
Vorabend
wieder
mit
den
Jungs
gebolzt
-
noch
mehr
Muskelkater
–
nur
so
nebenbei bemerkt.
Rückblende
auf
den
Vortag
–
sehr
positives
Feedback
von
den
Jugendlichen,
Interessantes
Thema,
gute
Struktur
des
Vortrages,
coole
Sache.
Alle,
die
vorher
abgesagt
haben,
haben
echt
was
verpasst.
Schade,
dass
wir
nicht
mehr
waren.
Ein dickes Dankeschön für den Organisator. Das freut den Jugendleiter.
Die
eigene
Jugendarbeit
im
Verein
wird
diskutiert.
Wie
können
wir
Jugendliche
gewinnen?
Wie
weisen
wir
die
Neuen
ein?
Wie
stellen
wir
uns
öffentlich
dar,
z.
B.
beim
Stadtfest?
Was
könnten
wir
noch
außerhalb
des
Trainings
unternehmen
(Kino,
Filmabend,
Pizza-Essen
usw.)?
Trainingsplan
für
Anfänger
und
Fortgeschrittene überarbeiten.
Fazit
:
Die
Jugendlichen
nehmen
ihren
Sport
ernst,
über
den
Sport
lernen
sie
auch soziale Fähigkeiten (Regeln einhalten, andere akzeptieren).
Eine
wichtige
Bedeutung
hat
der
Jugendbetreuer
–
die
Kommunikation
muss
stimmen,
Akzeptanz
ist
wichtig.
Der
Verein
besteht
nicht
nur
aus
dem
Sport
–
auch
andere
gemeinsame
Aktivitäten
sind
wichtig
für
die
Jugendlichen.
Der
gemeinsame Sport ist ein Bindeglied.
Die
Jugendlichen
tauschen
sich
und
ihre
Meinung
auch
außerhalb
des
Vereins
über persönliche Dinge aus, z.B. über Internet.
Erläuterung
der
rechtlichen
Vorschriften
für
den
Erwerb
einer
eigenen
Sportpistole
/
eines
Sportgewehres.
Das
neue
Waffengesetz
wird
erläutert.
Welche Altersbeschränkungen sind zu beachten?
Insgesamt
ein
seher
gelungenes
Seminar.
Alle
haben
Interesse
und
Bereitschaft, an einem erneuten derartigen Seminar teilzunehmen.