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J U G E N D
Vereinsjugend trifft sich zum Bildungswochenende auf dem Sensenstein bei Kassel
Seminarbericht von Manfred Damme (damals Jugendleiter der SGi) Amoklauf, Ego-Shooter, Jugendliche und Sportschützen. Von den Medien werden diese Schlagworte zum Teil in einen direkten Zusammenhang gestellt und durch Internet, TV und Presse aufgegriffen. Medien machen Meinung – aber stimmt das alles, was publiziert wird? Zur Vorgeschichte: Verschiedene Beiträge im TV und eigene Recherche im Internet zum Thema Sportschützen und der Amoklauf von Winnenden. Diskussion mit dem Jugendlichen im Verein. Rückmeldung der Jugendlichen: „Winnenden wurde in der Schule mit ihnen nur ansatzweise thematisiert.“ Es bleiben viele Fragen offen. Vortrag bei der Stadt Kassel am 16.09.2010 zum Thema „Amok“ für mich als Trainer und Betreuer der Anlass, in dieser Richtung etwas zu organisieren am besten mit „meinen Kids“. Anfrage an das JBW der Sensenstein kann gebucht werden. Angebot „Blinder Fleck“ frei wählbares Thema. Schwierig gestaltet sich die Suche nach einem passenden Referenten. Anfrage an das Polizeipräsidium Nordhessen Jugendkoordinator. Dort setzt man den Schwerpunkt auf die Schulprävention. Vereinsbetreuer zählen nicht zur vorrangigen Zielgruppe. Weitere Telefonate mit dem JBW bringen den Kontakt zu Philipp Theis von der Diakonie Kassel. Ja, das könnte gehen ein Seminar mit den Schützen ist auch für ihn ein Novum. Meine Jugendlichen sind sofort interessiert tolle Sache - wir machen mit. Terminbestätigung durch das JBW für Mitte Mai 2011 die Sache steht.
Das waren die Einstiegsfragen in unser Seminar: Wie stehen die Vereine, ihre Jugendleiter aber vor allem die Jugendlichen selbst zu diesen Themen? Wie sehen die Jugendlichen ihren Sport, ihren Verein und ihren Trainer? Welche Bedeutung haben Computerspiele für unsere Jugendlichen? Als Jugendleiter habe ich mich nach dem gravierenden Ereignis von Winnenden gefragt, ob so etwas auch bei uns passieren kann. Wie gut kenne ich denn meine Kids? Von den heutigen PC-Spielen habe ich gar keine Ahnung. Die haben aber fast alle auf ihrem Rechner. Wie gestalten wir für unseren Verein die Pressearbeit und die Präsentation unserer Internetseite?
Freitag - 13.05.2011
Samstag - 14.05.2011
Wir diskutieren über verschiedene TV-Beiträge, die über die Sportschützen gesendet wurden. Ich stelle den Presseartikel der „Zeit“ vor. Wir stellen fest, dass in vielen Beiträgen die rein sportlich orientierten Schützen gar nicht auftauchen. Es geht um IPSC-Schießen, um Traditionsschützen, die nicht wie wir an Wettkämpfen und Meisterschaften nach der Sportordnung des DSB teilnehmen. Alles wird in einen Topf geschmissen, keine Differenzierung. Wir schießen mit Schießhose, Schießjacke, Augenblende und Knierolle. Wir haben strenge Regeln: Standaufsicht, Schießzeit, Kommandos zum Laden und Ablegen der Pistole. Wir ballern nicht, wir trainieren, Schießen ist unser Sport Wir verwenden das Wort „Sportgerät“ statt „Waffe“. Aber das wird nicht gesendet, das steht nicht im Presseartikel. Ein Pressereporter arbeitete 3 Monate, Zitat: „undercover“, in einem Verein in Norddeutschland. Muss ein gefährlicher Verein sein. Unser Vereinshaus ist immer offen, man kann sich alles anschauen und bekommt zuerst die Regeln erklärt. Die Jugendlichen berichten über ihre ersten Trainingseinheiten: Erst mal Theorie, dann Trockentraining, dann erstes Schießen aufgelegt mit dem Luftgewehr nicht gleich die „große Wumme“. Es wird nicht literweise Schnaps gesoffen und dann geballert. Fazit : Wir werden nicht als Sportausübende dargestellt, wir sind Freaks, Waffennarren, Ballertypen. Kein Wort von mentalen Fähigkeiten, Konzentration, Selbstbeherrschung, Feinmotorik, Ausdauer und Geduld. Warum steht seit über 2 Monaten nichts mehr in der lokalen Presse, obwohl der Kreispressewart reihenweise Artikel abgeliefert hat? Haben die was gegen uns? Die Jugendlichen stehen zu ihrem Sport, ihrem Verein und ihrem Trainer und sind selbstbewusst genug, diese Meinung auch zu äußern.
Wir haben erst mal Muskelkater. Freitagabend 2 Stunden Hallenfußball und der Jugendleiter mit seinen 45 Jahren hat mitgebolzt. Philipp Theis kommt Donnerstagabend im Fernsehen (Hessenschau) und heute live auf dem Sensenstein. Er hat 2 Rechner mitgebracht und so ziemlich alles dabei, was das Spielerherz höher schlagen lässt. Lockerer Typ, hat aber echt Ahnung von der Materie. Setzt sich auch kritisch mit der Mediendarstellung der „Killerspiele“ auseinander. Macht sein erstes Seminar mit Schützen face to face mit den „Verrückten“. Liefert eine gute Übersicht über die Geschichte von PC-Spielen, hat sich mit psychologischen Auswertungen und wissenschaftlichen Untersuchungen über Spielsucht und Wirkung von PC-Spielen befasst. Lebhafte Diskussion mit den Kids, wer spielt was, warum und wie oft ? Welche Spiele sind beliebt, welche Szenarien und Spielertypen sind verpönt? Wie unterscheiden die Kids zwischen dem PC-Spiel und dem realen Sport? Wann sollten sich Eltern Sorgen um den Spielkonsum ihrer Kinder machen? Er erklärt uns die PC-Natives und die PC-Immigrates. Okay, der Jugendleiter ist kein Native, der versteht bei den Levels und Spielermodi nur Bahnhof. Ran an die Geräte, jetzt kommt die Praxis. „Betreutes Spielen“ für die älteren = Jugendleiter - haha. Die Kids laden das Spiel hoch, klick hier und da Optionen einstellen, Szenario auswählen usw. Ich teste “Call of Duty 2. Weltkrieg“. Tastaturkombinationen für die Bewegungen, Mausklicks zum Feuern. Rechte und linke Hand im Dauerbetrieb. Die Kids schauen mir über die Schulter und geben Tipps. Immer wieder schauen, wo ist der nächste Gegner? Feuern, weiterlaufen, in Deckung gehen, wo sind die eigenen Leute? Was für ein Stress, geht mir alles viel zu schnell. Ich komme nicht hinterher. Nee, ich bin zu alt für so was. Dann online spielen! WOW = World of Warcraft. Ich muss erst mal den Charakter meiner Spielerfigur kreieren. Nach 10 Minuten bin ich „magicmannix“. Dann in die Spielszene rein. Tolle Landschaft, wie im 12. Jahrhundert. Muss eine andere Figur finden, die mir meine nächste Aufgabe erklären wird. Laufe ziemlich planlos durch die Spielszene. Aha, da ist der weise Mann. Der erzählt mir was von einer Schlacht von vor hundert Jahren und ich soll jetzt den Bösewicht finden und bekämpfen. Kein Gemetzel, kein Blutbad, wieder in der Gegend rumsuchen. Nee, das ist auch nix für mich. Aber WOW und Killerspiel ? Keine Spur. Aber die Presse hat das Spiel verteufelt. Soviel zur medialen Darstellung und der Realität. Die Kids spielen im Mehrplayer-Modus, miteinander und gegeneinander. Teamplay und Taktik sind gefragt. Wer steht wo und wer geht wohin. Oberstes Ziel: Sich absprechen, sauber spielen und mit dem Team die Mission erfüllen. Nicht einfach sinnlos drauflos spielen. Fazit : Ein echt interessanter Tag für alle - jung und alt. Keiner ist aggressiv geworden, auch beim PC-Spiel ist Disziplin und vor allem Konzentration gefragt.
Sonntag - 15.05.2011
Am Vorabend wieder mit den Jungs gebolzt - noch mehr Muskelkater nur so nebenbei bemerkt. Rückblende auf den Vortag sehr positives Feedback von den Jugendlichen, Interessantes Thema, gute Struktur des Vortrages, coole Sache. Alle, die vorher abgesagt haben, haben echt was verpasst. Schade, dass wir nicht mehr waren. Ein dickes Dankeschön für den Organisator. Das freut den Jugendleiter. Die eigene Jugendarbeit im Verein wird diskutiert. Wie können wir Jugendliche gewinnen? Wie weisen wir die Neuen ein? Wie stellen wir uns öffentlich dar, z. B. beim Stadtfest? Was könnten wir noch außerhalb des Trainings unternehmen (Kino, Filmabend, Pizza-Essen usw.)? Trainingsplan für Anfänger und Fortgeschrittene überarbeiten.
Fazit : Die Jugendlichen nehmen ihren Sport ernst, über den Sport lernen sie auch soziale Fähigkeiten (Regeln einhalten, andere akzeptieren). Eine wichtige Bedeutung hat der Jugendbetreuer die Kommunikation muss stimmen, Akzeptanz ist wichtig. Der Verein besteht nicht nur aus dem Sport auch andere gemeinsame Aktivitäten sind wichtig für die Jugendlichen. Der gemeinsame Sport ist ein Bindeglied. Die Jugendlichen tauschen sich und ihre Meinung auch außerhalb des Vereins über persönliche Dinge aus, z.B. über Internet. Erläuterung der rechtlichen Vorschriften für den Erwerb einer eigenen Sportpistole / eines Sportgewehres. Das neue Waffengesetz wird erläutert. Welche Altersbeschränkungen sind zu beachten? Insgesamt ein seher gelungenes Seminar. Alle haben Interesse und Bereitschaft, an einem erneuten derartigen Seminar teilzunehmen.